Eine Flötenwerkstatt wächst
Keller statt Amsel und Ofen
Das mit der Schmiede taugte als Werkstatt nicht auf Dauer.
Und wir zogen sowieso in ein anderes Haus – ins eigene, in dem ich frei bauen konnte.
Fast frei – ich kam auch mit dem Baurecht in Berührung.
Fürs Erste hatte ich einen Kellerraum für meine Werkstatt.
Meine neue Werkstatt konnte ich heizen, das war immerhin etwas. Sie war 14 qm „groß“, und etwa so hoch wie ich, wenn ich richtig aufrecht stand.
Aber ich konnte da arbeiten.
Von der Amsel vor dem Fenster sah und hörte ich nichts. Und der Bullerofen – es ging auch ohne.
Ich fand die eine oder andere gebrauchte Maschine als Ergänzung zur Drechselbank, baute mir die eine oder andere Vorrichtung.
Und baute Flöten – meine eigenen!
Das Sortiment weitet sich
Natürlich stand es an, all das mit meinem Chef abzusprechen. Er erwies sich da als sehr großzügig und ließ mir weitgehend freie Hand bei der Arbeit an den eigenen Instrumenten.
Schließlich sammelte ich eine Menge an Erfahrungen – das kam allen zugute.
Zum Beispiel mit meiner neuen Altflöte in moderner Stimmung – nach Jan Steenbergen.
Barockflöten in moderner Stimmung sind in der Regel nie wirkliche Kopien nach historischen Vorlagen – zu viel muss da angepasst und verändert werden. So sind sie schließlich meist mehr Instrumente, die den Intentionen der alten Meisterinstumente folgen.
So auch meine neue Altflöte. Das Konzept war dann geleichzeitig Grundlage eines überarbeiteten Modells der Firma.
Diese Flöte war dann lange bei Mollenhauer im Programm.
Und meine eigene „440“ wurde schnell sehr begehrt.
Eine Flötistin aus Berlin war immer schon angetan von den Kynsecker-Flöten aus dem Mollenhauer-Programm. Nur benötigte sie solche Flöten in tiefer Stimmung – 415 Hz.
Ich fragte – ich dufte. Ich baute.
Das war der Kern meiner Frühbarock-Instrumente.
Die baue ich – nur leicht verändert – heute noch, und sie sind nach wie vor sehr begehrt.
Zeit, mich zu zeigen
Der Puls der Blockflöten-Szene schlug auch damals schon deutlich bei den verschiedenen Ausstellungen rund um Alte Musik.
Utrecht. Herne (wer erinnert sich noch an das Stadttheater dort?).
Ich war immer wieder als Vertreter für Mollenhauer dabei. Und daneben stand mein eigenes kleines Tischchen mit den wenigen Instrumenten, die ich damals anzubieten hatte. Oft stand da noch ein Blumenstrauß – damit sah der Tisch gleich viel freundlicher aus.
In Herne verkaufte ich 1996 meine erste Flöte auf einer Ausstellung. Auch den Namen dieser Kundin erinnere ich mich noch gut.
Sie bekam eine schöne Altflöte nach Bressan mit Verzierungen aus Kunstelfenbein. Ein feines Instrument – das fanden wir beide!
Im Übrigen – diese Ausstellung bestritt ich damals zusammen mit Bernhard Mollenhauer, meinem damaligen Chef. Ich meine, er war damals recht beeindruckt und auch ein klein wenig stolz, zu sehen, was sich um mein Tischchen tat.
Diese Ausstellung blieb uns beiden in guter Erinnerung.