Das Einspielen einer Blockflöte
Eine neue Blockflöte muss eingespielt werden - das ist allgemein bekannt.
In vielen Anleitungen finden sich hierzu Hinweise wie der, in der ersten Woche nur 5 Minuten täglich, in der zweiten 10 Minuten usw. zu spielen. Das ist alles nicht falsch, es wird Ihrer neuen Flöte allerdings gut tun, wenn Sie dem Prozess des Einspielens etwas mehr an Aufmerksamkeit widmen, als es mit einer so schematischen Vorgehensweise möglich ist.
Eine neue Blockflöte einzuspielen bedeutet nicht nur, das Instrument an Wärme und Feuchtigkeit zu gewöhnen, es ist auch der Anfang einer Beziehung, die möglichst lange halten soll. Nicht nur die Flöte wird eingespielt, auch der Spieler spielt sich auf dem neuen Instrument ein. Es ist ein Prozess des wechselseitigen Kennenlernens. Je mehr an Achtsamkeit Sie diesem Prozess widmen, desto mehr wird es Ihnen die Flöte danken.
Wie lange soll man am Anfang spielen?
Als wenig erfahrener Spieler kann man sich gerne an einem Schema wie dem oben angeführten orientieren - man macht nichts falsch damit. Besser ist es jedoch, auf das Instrument zu hören, was einem meist deutlich signalisiert, wann es genug ist. Das ist selten nach 5 Minuten der Fall, es können 10 Minuten sein, vielleicht auch 15 oder 20.
In jedem Fall ist es wichtig, bei eventuell auftretenden Problemen mit Tropfen im Windkanal nicht aufzuhören, sondern über diesen Punkt hinweg zu spielen. Mehr dazu weiter unten. Nach einiger Zeit wird man merken, dass die Flöte allmählich "müde" wird. Vielleicht wird der Klang stumpfer oder zu scharf, hohe Töne sprechen schwerer an, tiefe Töne sind schwerer anzublasen. Dann ist es Zeit aufzuhören. Sie nehmen das Instrument auseinander, trocknen es von innen und lassen es dann weiter an der Luft trocknen - bis zum nächsten Tag. Dann geht es in gleicher Weise weiter. Sie werden merken, dass Sie die Spielzeit allmählich steigern können; die Flöte wird es gerne mitmachen.
Wie und was soll man am Anfang spielen?
Manchmal heißt es: „In der ersten Zeit keine hohen Töne“ oder dergleichen. Das ist so richtig wie falsch.
Richtig ist: Sie sollten in den ersten Tagen und Wochen auf virtuose Passagen verzichten, durch die ein neues Instrument überlastet würde. Man lernt auch auf diese Weise sein Instrument nicht kennen. Besser ist es, ruhige Passagen zu spielen, Lieder, Choräle, langsame Sätze. Spielen Sie ruhig in allen Lagen, unten, in der Mittellage, auch in der höchsten Lage, solange es locker und entspannt bleibt. Loten Sie ruhig den Charakter jedes einzelnen Tons aus, probieren Sie, wo sein Zentrum ist, wie sein Spielraum ist. So lernen Sie ihre Flöte kennen, und Ihre Flöte Sie.
Vivaldi und Castello haben noch ein bisschen Zeit.
Was ist mit der Feuchtigkeit?
Vor allem bei neuen Instrumenten werden Sie schon kurz nach dem Beginn des Spielens Probleme mit Tröpfchen im Windkanal haben, die Heiserkeit verursachen. Je kälter das Instrument ist, je größer es ist, desto häufiger tritt das auf. Auch Instrumente aus harten tropischen Hölzern sind hierfür anfälliger als etwa Flöten aus europäischen Fruchthölzern.
Der übliche Weg, damit umzugehen, ist, den Windkanal auszublasen oder die Tropfen zurück zu saugen. Dies ist auch angemessen, wenn man etwa vor Publikum spielt, wo es ja auf den Klang ankommt.
Während des Einspielens ist das jedoch eher hinderlich als förderlich. Das neue Instrument muss lernen, mit der Atemfeuchtigkeit zurechtzukommen. Die Atemfeuchtigkeit muss Wege auf der Bahn von Windkanal und Block finden, wo sie, ohne zu stören, abfließen kann. Bei einem neuen Instrument sind die Flächen des Windkanals und Blocks noch sehr glatt, und die kondensierende Atemfeuchtigkeit schlägt sich in störenden Tröpfchen nieder. Mit der Zeit entstehen durch das Spielen auf diesen Flächen leichte Ablagerungen, die dann der Feuchtigkeit ermöglichen, sich gleich in einem Film auf den Flächen auszubreiten, so dass sie weit weniger stört. Dieser Prozess dauert einige Wochen.
Keinesfalls sollte man in der ersten Zeit gegen die Heiserkeit Anti-Condens verwenden. Dieses nimmt zwar auch der Feuchtigkeit die Oberflächenspannung, so das Tröpfchen vermieden werden, allerdings wäscht es auch permanent die Oberflächen sauber, so dass sich besagte Ablagerungen - nennen wir sie „Patina“ - nie richtig ausbilden können und das Instrument so nie lernt, auf eigene Weise mit der Feuchtigkeit zurechtzukommen.
Fazit: Lassen Sie Sich und der Flöte Zeit - dann wird es wirklich